Im Interview mit Suvish Viswanathan, Head of Marketing Europa von Zoho
Die Zeiten ändern sich und wahrscheinlich können Sie sich noch sehr gut an große Stapel von Disketten erinnern, die nach und nach in das Laufwerk zu legen waren, um Software aufzuspielen. Dieser Aufwand ist mittlerweile zum Glück vorbei. Denn heute kommt Software aus der Cloud. Als etablierten Spezialisten zu diesem Thema haben wir uns mit der Zoho Corporation getroffen, die durch mehr als 50 Applikationen in fast allen wichtigen Geschäftskategorien, einschließlich Vertrieb, Marketing, Kundensupport, Buchhaltung sowie Back-Office und eine Reihe von Produktivitäts- und Kollaborationstools weltweit zu den Anbietern mit dem größten Lösungsportfolio zählt. Zoho ist in Privatbesitz und beschäftigt 12.000+ MitarbeiterInnen. Der Hauptsitz befindet sich im indischen Chennai. Die größte europäische Niederlassung gibt es im niederländischen Utrecht. Daneben weitere Büros in mehr als 25 Ländern, beispielsweise in den USA, Japan, China, Singapur, Mexiko, Australien, den Vereinigten Arabischen Emiraten - und seit letztem Jahr auch in Essen. Mit Suvish Viswanathan sprechen wir heute über die besondere Bedeutung der Privatsphäre bei Zoho, lernen den deutschen Standort im Herzen des Ruhrgebiets kennen und erfahren mehr über das konstante Wachstum des Technologie-Riesen sowie natürlich über Zoho One - Das Betriebssystem für Ihr Unternehmen.
DIGITAL FUTUREmag: Herr Viswanathan, wenn ich Sie fragen würde, was das ganz Besondere an Zoho ist, wird es wahrscheinlich viele Antworten geben. Was sind Ihrer Meinung nach aber die drei herausragenden Unterschiede zu allen Wettbewerbern, die Cloud-Lösungen anbieten?
Suvish Viswanathan: Die drei größten Unterschiede in unserem Angebot sind folgende:
1. Die Vielfalt der Softwareprodukte, die wir für Unternehmen anbieten. Denn Firmen können nur dann nahtlos zwischen den Abteilungen arbeiten, wenn die Softwareprodukte miteinander kommunizieren. Wir haben sie von Grund auf neu entwickelt und nicht interne Technologiestrukturen einfach nur übernommen.
2. Ein angemessener Preis. Wir betreiben unser gesamtes Technologiesystem selbst, in unseren eigenen Rechenzentren. Das gibt uns den Vorteil, dass wir die damit anfallenden niedrigeren Kosten an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben können.
3. Der enorme Wert, den wir auf Datenschutz und Privatsphäre unserer Nutzerinnen und Nutzer legen. Das ist seit Beginn unserer Arbeit im Jahr 1996 der Grundstein für unser Geschäft.
Während diese drei technischen Benefits eine Rolle spielen, sind wir ein privates Business ohne externe Finanzierung. Das gibt uns die Freiheit, unsere Entwicklung in verschiedenen Bereichen fortzusetzen und unseren Auftraggebern wie Partnern weiterhin einen Mehrwert zu bieten.
DIGITAL FUTUREmag: Privatsphäre ist ein gutes Stichwort. Wie ist diese durch Zoho gesichert?
Suvish Viswanathan: Wie schon erwähnt, war und ist Datenschutz schon immer die Basis unseres Tuns. Wir bieten kostenlose Versionen von fast allen unserer mehr als 100 Produkten an und keines enthält Werbung. Datenschutzverpflichtung und kommerzielle Aktivitäten können nicht Hand in Hand gehen. Deshalb haben wir uns von Anfang an dazu entschieden, keine Werbung auf unseren Produkten zu schalten und keine Daten unserer Kundinnen und Kunden zu verkaufen.
Natürlich haben wir auch unsere Plattformen um einen Datenschutzrahmen herum aufgebaut, was bedeutet, dass unsere Nutzerinnen und Nutzer ihre Daten mit entsprechenden Richtlinien schützen können. Wir verwenden auch keine Cookies von Drittanbietern auf unseren Websites. Das heißt, wenn Sie unsere Website besuchen, werden Ihre Daten nicht mit Tools wie Google Analytics oder diesen kleinen Social Media-Symbolen, die Cookies auf Ihrem Browser ablegen, nachverfolgt. Wir sind der Meinung, dass diese Art von Engagement wichtig ist, um das Vertrauen der Zoho-Userinnen und -User aufrechtzuerhalten, wenn wir unseren Worten konstruktive Taten folgen lassen.
Weitere Informationen über unsere Datenschutzverpflichtung können Sie auf unserer Homepage unter www.zoho.com/privacy.html nachlesen.
DIGITAL FUTUREmag: Bedeutet das auch, dass gerade deutsche AnwenderInnen ihre Daten sicher auf einem einheimischen oder europäischen Server speichern können?
Suvish Viswanathan: Wir nehmen den Datenschutz für alle, die mit uns arbeiten sowie die Sicherheit ihrer individuellen Daten sehr ernst. Wir investieren viel in beide Bereiche und führen regelmäßig Audits nach internationalen Standards durch. Was die Datenspeicherung anbelangt, so betreiben wir unsere eigenen Rechenzentren. Es gibt 12 Rechenzentren in der ganzen Welt, davon zwei in Europa. Je eines in den Niederlanden und in Irland. Wir überprüfen kontinuierlich die Anforderungen und erweitern unser Rechenzentrumsnetz.
DIGITAL FUTUREmag: Unlängst sind Sie mit Ihrer Deutschland-Zentrale nach Essen gekommen. Was waren für Sie die ausschlaggebenden Argumente, dort hinzugehen?
Suvish Viswanathan: Wir haben unsere Büros weltweit immer in Gegenden aufgebaut, die weniger im Rampenlicht stehen und nicht überlaufen sind. Wir sind der Meinung, dass dies in vielerlei Hinsicht gut ist - es hilft bei der Entwicklung von Gebieten, die noch nicht so stark beansprucht werden, trägt zu einem nachhaltigen Leben bei und gibt uns die Möglichkeit, an der Entwicklung der lokalen Gemeinschaft teilzuhaben. Die digitale Transformation kann sich nicht auf einige wenige Big Cities konzentrieren, sondern muss über die ganze Region verteilt werden. Wir haben uns für Essen entschieden, weil dessen Lage im Herzen des Ruhrgebiets für den digitalen Wandel prädestiniert ist und Zoho bereits seit langem ein verlässlicher Partner bei diesem Wandel ist. Da ich jetzt selbst in Essen lebe, kann ich sehen, welche Möglichkeiten wir haben und höre das Kunden-Feedback in diesem urbanen Großraum.
DIGITAL FUTUREmag: Lassen Sie uns bitte jetzt einmal über das Operating System Zoho One sprechen. Welche Aufgaben lassen sich damit lösen und worin bestehen die konkreten Vorteile?
Suvish Viswanathan: Zoho One ist das ambitionierteste Produkt, das wir in unserem Portfolio haben. Die Idee dazu wurde vor fast 10 Jahren geboren, als wir erkannten, dass der Markt eine einheitliche Software benötigt, die alle geschäftlichen Anforderungen erfüllen kann. Seien es vertriebsbezogene Tasks wie CRM, Marketingaufgaben wie die Durchführung von E-Mail-Kampagnen, Social Media, Finanzaufgaben wie das Erstellen von Rechnungen, Buchhaltung, bei modernen Unternehmen das Abonnementmodell, HR Tasks wie die Verwaltung von Mitarbeiterdaten, Urlaub und Anwesenheit oder die tägliche Kommunikation wie E-Mail, Chat und Dokumentenmanagement. Für all das verwenden Unternehmen unterschiedliche Software.
Zoho stellt 55 Anwendungen für diese verschiedenen Erfordernisse zur Verfügung. Wir wollten eine komplette Lösung schaffen, die Firmen grundlegende Fragen wie Was wäre, wenn sie keine Lizenzen für 55 verschiedene Anwendungen von 55 verschiedenen Anbietern kaufen und verwalten müssten? Was wäre, wenn sie keine Benutzerlizenzen und -zugänge für 55 verschiedene Tools verwalten müssten? Was wäre, wenn sich die Unternehmen nicht um die Integration dieser Tools kümmern müssten, um eine bessere Nutzung zu ermöglichen? vollständig beantwortet. Das Ergebnis ist Zoho One. Wir haben das Produkt 2017 auf den Markt gebracht und gerade sein fünfjähriges Jubiläum gefeiert. 50.000 globale Nutzerinnen und Nutzer vertrauen mittlerweile Zoho One. Das Produkt hat seinen eigenen Anteil an Wachstum und Weiterentwicklung erlebt, und wir arbeiten weiterhin an ihm, um seinen optimalen Einsatz gewährleisten zu können. Wie ein Betriebssystem, das auf Ihrem PC oder Mac läuft, wollen wir, dass Zoho One Ihr Unternehmen betreibt. Deshalb nennen wir es auch ein Betriebssystem für Unternehmen.
DIGITAL FUTUREmag: Bedeutet das, dass UserInnen sich damit andere Betriebssysteme wie etwa Microsoft sparen können?
Suvish Viswanathan: Diese Bemerkung hören wir oft wegen des Zoho One-Werbeslogans. Aber es handelt sich nicht um ein Betriebssystem für den Computer. Davon gibt es genug auf dem Markt.
Ein Betriebssystem ist eine Schnittstelle zwischen den Hardware-Komponenten des Computers und denjenigen, die ihn bedienen. Wir stellen uns vor, dass Zoho One die Schnittstelle zwischen Geschäftsaufgaben und den Personen, die das Business betreiben, sein soll. Im Hintergrund bietet Zoho One natürlich die Möglichkeit, verschiedene Hardware- und Software-Technologien zu nutzen, um die Leistung und das Erlebnis zu verbessern. Aber wir möchten, dass unsere Kundinnen und Kunden nur eine einfach zu bedienende Oberfläche sehen und verwenden, um damit alle ihre Geschäftsaufgaben zu erledigen.
DIGITAL FUTUREmag: Wie funktioniert das Onboarding in Ihrer Technologie?
Suvish Viswanathan: Eine benutzerfreundliche Oberfläche ist das Ziel unserer Produktteams. Jede unserer Softwares ist so konzipiert, dass sie einen einfachen Einstieg ermöglicht. Allerdings können große Pakete wie Zoho One manchmal auch überwältigend sein. Wenn ein Unternehmen eine Lizenz von Zoho One erwirbt, erhält es Zugang zu 45 Anwendungen, so dass sich dessen Personal manchmal wie ein Kind im Süßwarenladen fühlen kann! Daher bieten wir allen, die mit dem Produkt arbeiten in der Regel an, sich von uns oder unseren Partnern in Deutschland sowie weltweit helfen zu lassen. Es ist wichtig, eine Strategie für die Implementierung zu erstellen und mit der Anwendung zu beginnen, die am wichtigsten ist. Sobald die Inbetriebnahme ein Erfolg ist, können Sie zur nächsten Anwendung übergehen. Das Schöne an Zoho One ist, dass die Apps sofort verfügbar sind, so dass sie ohne zusätzliche Lizenzkosten genutzt werden können.
DIGITAL FUTUREmag: Zoho ist seit Jahren auf Wachstumskurs. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diesen konstanten Weg nach oben?
Suvish Viswanathan: Es gibt mehrere Faktoren für das Wachstum. Aber ich denke, dass zwei Punkte am wichtigsten sind:
Zum einen haben wir ständig daran gearbeitet, die Erfahrung unserer Kunden zu verbessern. Zum Beispiel ist es 17 Jahre her, dass wir Zoho CRM auf den Markt brachten, aber jedes Jahr gibt es mindestens zwei neue Versionen, die das Produkt weiterentwickeln und die Benutzerfreundlichkeit optimieren.
Zum anderen ist unsere Kultur sehr bedeutsam. Zoho ist die Zufriedenheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immens wichtig. Dabei geht es nicht um schicke Büros oder kostenlose Mittagessen, sondern um die Freiheit, die wir den Kolleginnen und Kollegen geben, um ihre eigene Karriere zu gestalten. Ein großer Teil unserer Belegschaft ist seit mehr als 15 Jahren bei uns beschäftigt. Diese lange Betriebszugehörigkeit hilft uns bei der Erstellung langfristiger Technologiepläne und um auf Kurs zu bleiben. Aus dieser Kultur ergibt sich unsere technologische Entwicklungsstrategie, die wiederum dazu beiträgt, der gesamten Community, die Zoho verwendet, einen nachhaltigen Benefit zu schaffen.
DIGITAL FUTUREmag: Das klingt sehr beeindruckend. Vielen Dank für das spannende Interview.
Suvish Viswanathan: Danke für die Einladung und das tolle Gespräch.