Time will come! Sprachen lernen in 2-3 Tagen

Time will come! Sprachen lernen in 2-3 Tagen

Interview mit Ausnahme-Sprachentrainer Klaus Bylitza. Die Zeit wird kommen und die Pandemie ist vorbei. Das Thema Internationalisierung wird wieder deutlich an Bedeutung gewinnen. Wie können wir die Zeit im Home Office optimal nutzen? Das Top-Management ist gefragt.

Ausnahme-Sprachentrainer Klaus Bylitza, der bereits durch verschiedene Berichterstattungen in Presse und TV auf sich aufmerksam machen konnte, wirbelt die Sprachtraining-Branche mächtig durcheinander. Seine selbst entwickelte Methode, die es ermöglichen soll, innerhalb weniger Tage eine Sprache zu lernen, hat uns neugierig gemacht und dazu bewogen, mit ihm darüber ein etwas ausführlicheres Interview zu führen. Denn eine Sache ist klar: Nach dem Ende der Pandemie wird es wieder vermehrte Reisetätigkeit geben und auch bei den mittlerweile so praktischen Videokonferenzen mit internationalen TeilnehmerInnen ist es immer von Vorteil, direkt, souverän und ohne Übersetzer kommunizieren zu können.

Da gerade innerhalb gegenwärtiger Corona-Entwicklungen die Möglichkeiten eingeschränkt sind, sich extern zu beschäftigen und Ablenkung zu suchen, ist nun wahrscheinlich die passendste Zeit überhaupt, um persönliche Sprachenkenntnisse zu erweitern oder sich komplett neu anzueignen. Schließlich lassen sich solche Soft Skills dann im Beruflichen oder Privaten effektiv einsetzen. Mit Klaus Bylitza, der 16 Sprachen spricht und Simultandolmetscher in 5 Sprachen war, unterhalten wir uns heute über die Bedeutung von Fremdsprachen imc, das Führen von Verhandlungen als Nicht-Native Speaker, Fachkräftemangel in systemrelevanten Berufen und über die Formulierung “Ich würde so gerne Spanisch können, aber ich habe keine „Zeit“!”

DIGITAL FUTUREmag: Herr Bylitza, sicher kennen Sie den Satz “Ich würde so gerne Spanisch können”. Die Sprache lässt sich natürlich durch jede x-beliebige ersetzen. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund, warum wir uns zwar durchaus bewusst sind, welche Horizont- und Interaktionserweiterungen eine andere Sprache bietet, uns dennoch aber nicht motivieren können, die von uns gewünschte zu erlernen?

Klaus Bylitza: Ich denke da immer an mich zurück: Bis zum Abi 9 Jahre Englisch und 5 Jahre Französisch, das hieß Grammatik, Vokabeln lernen und bloß keine Fehler machen. Also sag ich doch besser nichts. Dann war ich in Italien und Spanien und habe festgestellt, dass auch dort andere Sprachen gesprochen werden. Sehr schnell habe ich gesehen, dass man mit wenigen, aber den richtigen Wörtern in einer Konversation bestehen kann. Das Gleiche bei meinen 2 Töchtern. Eine Unterhaltung auf Englisch nach dem Abi war nur bedingt möglich und dann kam meistens ein „äääh“. Und wird man plötzlich auf Englisch angesprochen, dann besser nichts sagen, denn man könnte ja Fehler machen. Und die werden ja wohl rot angestrichen. Und wenn im Büro das Telefon mit einer ausländischen Rufnummer klingelt, am besten nicht rangehen und so tun, als ob man beschäftigt wäre.
Beispiel im Fußball: Ich kann nur dann Champions-League-Spieler werden, je mehr Fehler mein Trainer bei mir aufdeckt und er diese mit mir wegtrainiert. Und nicht, wie in der Schule, wo es dann heißt: vergiss es, du lernst es nie.
Es sind genau diese Erfahrungen, die uns beim Lernen und Sprechen blockieren. Und mit dieser Erfahrung eine neue Sprache lernen, vielleicht wenn man dann noch im Beruf steht… nein danke. Es kommt immer das Argument, ich habe keine „Zeit“.

DIGITAL FUTUREmag: Wenn wir uns die globalen Entwicklungen vor Augen führen, wird in 10 Jahren Chinesisch wahrscheinlich mindestens genauso wichtig sein, wie momentan Englisch. Welche Bedeutung haben Sprachen diesbezüglich für Top-Manager als Business-Hilfe?

Klaus Bylitza: Mit Chinesisch, das kommt viel früher. Wieso ist Chinesisch schwierig(er)? Es gibt keine Konjugation und keine Deklination, klar, das Problem im Chinesischen ist, dass jeder Vokal 4 Betonungen hat. Stellen Sie sich vor, Sie oder Ihr Mitarbeiter fährt nach China und spricht die ersten 3-4 Minuten Chinesisch und wechselt dann ins Englische. Das ist die schnellste Art, Respekt und Hochachtung des Gegenübers zu gewinnen. Einige Unternehmen haben ihre Mitarbeiter zu mir geschickt. Innerhalb von 2 Tagen konnten diese die ersten Konversationen sicher führen. Jetzt stellen Sie sich vor, wie hoch die Motivation dieser Menschen ist, wenn sie längere Zeit vor Ort sind. Diese Menschen lernen das Land und die Kultur von einer ganz anderen Seite kennen, weil sie mit den Menschen direkt sprechen.

DIGITAL FUTURE: Was unterscheidet Sie von anderen Sprachen-Trainern?

Klaus Bylitza: Ich habe ein eigenes System entwickelt, das ich bereits seit 14 Jahren erfolgreich anwende. Alle Sprachen-Trainings sind nach diesem System konzipiert. Meine Schüler sprechen mit dieser Methode ab der ersten Minute vollständige Sätze in der Zielsprache und sie kombinieren nach einem bestimmten Baukastensystem. Nach 2-3 Tagen können meine Schüler die ersten Konversationen in der neuen Sprache sicher führen und brauchen dann lediglich Vokabel für Vokabel austauschen. Bei dieser Vielfalt an Sprachen muss ich eine andere Vorgehensweise haben – nicht nur für mich, sondern auch für meine Schüler. Und genau dieses Lerntempo gebe ich an diese Schüler weiter.

DIGITAL FUTUREmag: Das ist sicher richtig - in der Landessprache des Kunden oder Geschäftspartners zu verhandeln bringt Entscheidungsträger auf ein “neues, weiteres Level”. Grundsätzlich geht es in den Verhandlungen ja immer um Vertrauen. Und beim Austausch mit seinem Gegenüber aus einem anderen Land buchstäblich deren oder dessen heimische, gewohnte Töne zu treffen, diese Fähigkeit ist wahrscheinlich hier die emotionale Brücke.

Klaus Bylitza: Gerne möchte ich hier meine 18jährige Erfahrung auf internationalem Terrain weitergeben – sehr häufig in Führungsfunktionen. Gerne erzähle ich hier von einem Beispiel, das ich in Neuchâtel erlebt habe. Ich hatte eine Besprechung beim Vorstand eines Tabak-Konzerns, ich habe erst auf Deutsch probiert, dann auf Englisch und dann auf Französisch (liegt ja in der franz. Schweiz). Ich brauchte dann nicht mehr groß argumentieren, man hat mir meine Kompetenz sofort abgenommen.

Oder bei einem Konzern für Elektrotechnik war ich über 8 Jahre verantwortlich für den Aufbau von Vertretungen im Ausland. Bei Besuchen der ausländischen Kunden habe ich immer in der Sprache des Gegenübers gesprochen. Natürlich war ich nicht perfekt, sicherlich nicht fließend, aber sehr schnell verhandlungssicher. Ein Export-Manager sollte ohne Dolmetscher solche Gespräche führen, denn ein direkter und persönlicher Kontakt zum Kunden ist das A+O und darf nicht unterschätzt werden.

DIGITAL FUTUREmag: Das klingt beeindruckend. Neben der Muttersprache eine oder mehrere zusätzliche Sprachen gleich gut zu können, stellt erfahrungsgemäß eine riesige Herausforderung dar. Fremdsprachen aber so weit zu beherrschen, dass man mit ihnen die wichtigsten Bedürfnisse und Empfindungen artikulieren kann, wahrscheinlich nicht. Wie profitieren Interessenten hierfür von Ihrem selbst entwickelten Sprachentraining und was ist das Besondere daran?

Klaus Bylitza: Wenn meine Kursteilnehmer ein 2-tägiges Sprachen-Training von 8-10 Stunden bei mir absolviert haben, können sie die ersten Konversationen sicher führen.
Jeder Teilnehmer erhält von mir 2sprachige Unterlagen, ich gebe von der ersten Minute an nur deutsche Sätze vor, die der Schüler nach einem bestimmten Baukastensystem in die Zielsprache übersetzt. Dieses Prinzip habe ich seit vielen Jahren professionalisiert und alle meine Kurse und Sprachentrainings laufen nach diesem Muster. Es ist jedes Mal erstaunlich zu sehen, wie schnell sich die Menschen auf diese Systematik einstellen können und damit in der Lage sind, in kürzester Zeit eigene Sätze zu sprechen.

DIGITAL FUTUREmag: Können Sie uns ein Beispiel aus der Praxis nennen, wann und in welcher Form Ihr dreitägiger Crashkurs schon zum Einsatz kam?

Klaus Bylitza: Vor ein paar Wochen rief mich die Inhaberin eines Unternehmens von über 200 Mitarbeitern an und bat um ein Englisch-Training auf Verhandlungsebene. In mehreren 3-Stunden-Online-Sessions haben wir die Business-Gespräche auf Englisch simuliert. Die waren wohl ziemlich erfolgreich. Kurze Zeit danach erhielt ich eine Mail, dass ich – ebenfalls online – die 3 Vertriebsleiter dieser Firma trainieren soll.

Ein Vorstandsmitglied eines Konzerns aus Wien war bei mir 2 Tage und wir habe eine Business-Präsentation zum Thema Quality-Management auf Englisch ausgearbeitet. Er hielt diese dann in Moskau vor über 100 ausgewählten Führungskräften. Hierbei ist anzumerken, dass ich diesen Manager dahin trainiert habe, dass er die Begrüßung auf Russisch gemacht hat. Die anschließende Präsentation fand dann in einer – von beiden Seiten entspannten – Atmosphäre auf Englisch statt.

DIGITAL FUTUREmag: Gerade in der COVID-19-Krise suchen wir im Pflege-Bereich händeringend nach Fachkräften. Was können Sie entsprechenden Einrichtungen empfehlen, um geeignetes, spezialisiertes Personal zu gewinnen? Bislang scheinen die Sprachbarrieren - gerade insbesondere mit Sprachen, die nicht flächendeckend in deutschen Schulen gelehrt werden - die Integration und Einstellung qualifizierter MitarbeiterInnen zu bremsen.

Klaus Bylitza: Ich denke das grundsätzliche Problem ist, dass die eingesetzten Sprachen-Trainer nicht die Sprache z.B. der Pflegekräfte sprechen. Klar, die Schrift – ob Arabisch, Chinesisch, Japanisch, Farsi etc. – stellt ein zusätzliches Problem dar.
Meine Trainings basieren alle – mit Ausnahme von Russisch und Bulgarisch – auf unseren lateinischen Buchstaben. Wichtig ist, wenn ich erst einmal eine Sprache richtig sprechen kann und die Notwendigkeit sehe, diese auch schreiben zu müssen, dann habe ich die notwendige Motivation.

Gerne möchte ich Ihnen hier ein Beispiel nennen: Ende 2015 sind viele Menschen aus Syrien gekommen. Ich musste innerhalb von 10 Tagen ein Trainingskonzept für Deutsch-Arabisch entwickeln. Anschließend habe ich 35 Arabisch-Trainings gegeben. Das hat wunderbar funktioniert. Der Vorteil meiner Methode besteht darin, dass sie sehr einfach zu verstehen und umzusetzen ist. Auch für anscheinend sehr komplexe oder andersartige Sprachen lässt sich das Prinzip anwenden.

DIGITAL FUTUREmag: Zum Schluss bitte ich Sie noch um 3 Tipps, die engagierte SprachenschülerInnen unbedingt beherzigen sollten.

Klaus Bylitza: Der Schlüssel liegt wohl darin, am Anfang mit ganz wenigen Wörtern zu sprechen. Das sind die Wörter: ich bin, ich habe, ich möchte, ich kann…. Etc…
Mit diesen Wörtern bilden Sie ganze Sätze, stellen Fragen und geben Antworten. Wichtig ist dabei zu erkennen, dass wir zunächst komplett auf die Grammatik verzichten und gleichzeitig in der Lage sind, von Anfang an ganze, aber kurze Sätze zu bilden, die man selbst auch versteht. Wenn sie es dann schaffen, die deutsche Sprache auszublenden und möglichst mit kurzen einfachen Sätzen und Wörtern zu starten, sind sie auf einem sehr guten Weg. Meine Methode sorgt dafür, dass der Sprachenschüler sehr schnell beginnt, selbst zu sprechen. Unser Gehirn ist darauf programmiert, Dinge, die wir selbst aussprechen, besser zu verstehen und sich zu merken. Das Beste ist, einfach loszulegen. Natürlich wird der Sprachenschüler auch korrigiert, insbesondere in der Aussprache, damit sich hier von Anfang an keine Fehler einschleichen.

DIGITAL FUTUREmag: Ist das Lernen von Fremdsprachen altersabhängig?

Klaus Bylitza: Ja mit Sicherheit. Nur etwas anders als die Wissenschaft es schreibt. Denn je älter wir werden, desto mehr Erfahrungen haben wir, was das Merken von Wörtern und Bilden von Sätzen angeht. Wir können besser kombinieren. NUR: je älter wir werden, desto größer sind unsere Blockaden und Vorurteile, was das Lernen von neuen Sprachen angeht und desto mehr Angst haben wir, Fehler zu machen. Schicken Sie ein Kind – ganz gleich welchen Alters – für 3 Wochen nach Frankreich. Es kommt zurück und spricht Französisch und ist richtig stolz darauf. Schicken Sie einen Manager für 6 Monate hin. Dieser kommt zurück und sagt: Ich hatte einen Dolmetscher. Was meint Ihr, wer kommt mit und im Land und mit der Mentalität besser zurecht? Ich denke, hier liegt das Kernproblem vieler Kooperationen auf internationaler Ebene.

DIGITAL FUTUREmag: Welche Herausforderung haben Sie sich für 2021 selbst vorgenommen?

Klaus Bylitza: ( lacht! ) Ausstehend für mich sind Thai und Farsi. Mein Ziel für Ende 2021: ich möchte als Sprachen-Trainer in 20 Sprachen trainieren.

DIGITAL FUTUREmag: Vielen lieben Dank für die inspirierenden Einblicke in Ihre vielfältigen Trainingsangebote - oder um beim eingangs erwähnten Vorhaben zu bleiben: Muchas gracias por la entrevista y hasta pronto, Señor Bylitza.

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