Warum Virtual Reality eine Alternative zu Standard Web-Conferencing sein kann - im Interview mit Burkhard Panier, CEO der Virtual Reality-Trainings
Auch in Coronazeiten stellen Mittelständische Unternehmen und auch Konzerne neue MitarbeiterInnen ein. Diese schon auf die Zeit nach der Pandemie vorzubereiten stellt eine wirkliche Herausforderung dar. Aktuell gebietet die globale Situation physisch „Abstand“ zu halten, aber gleichzeitig müssen wir mit anderen Menschen kommunizieren, um unsere Geschäfte aufrecht zu erhalten. Dementsprechend haben Anbieter von Meeting-Software und E-Learnings im Moment immensen Zuwachs. Welche Rolle hier Virtual Reality (VR), Mixed Reality (MR) und Augmented Reality (AR) spielen und wie sie das soziale Onboarding im Unternehmen vereinfachen können, klären wir heute im Interview mit Burkhard Panier, CEO der Virtual Reality-Trainings. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Bereich, hält Vorträge und hat zahlreiche Veröffentlichungen vorzuweisen.
DIGITAL FUTUREmag: Zuallererst würden wir gerne mit Ihnen die Begrifflichkeiten etwas sortieren wollen. Worin unterscheiden sich Virtual Reality (VR), Mixed Reality (MR) und Augmented Reality (AR)?
Burkhard Panier: O.k., sehr gerne. Also einfach der Reihe nach. Virtual Reality (VR) bedeutet: Ich sehe nichts von der Realität, alles, was ich sehe, ist „100% virtuell“ und vom Computer erzeugt. Mixed Reality (MR): Ich sehe die Realität und teilweise vom Computer erzeugte Elemente (überlagert) und Augmented Reality (AR): Der Mensch und der Computer sehen die Realität, wobei der Computer zusätzliche Informationen und Objekte einblendet oder hervorhebt, die er selbst erkannt bzw. interpretiert hat.
DIGITAL FUTUREmag: Kommen wir jetzt zum „social Onboarding“: Der Begriff „Onboarding“ ist bekannt und definiert alle Maßnahmen, um neue MitarbeiterInnen in das eigene Unternehmen erfolgreich aufzunehmen. Wie lässt sich Ihr System hier am besten einsetzen?
Burkhard Panier: Das von uns angebotene System bietet die Möglichkeit „Kooperationen zwischen Individuen“ herzustellen. Viele Unternehmen haben im Moment Schwierigkeiten, da sie Ihre MitarbeiterInnen ins Home Office geschickt haben und der “Willkommens Prozess” oder kleine Schulungsmaßnahmen dadurch nicht sinnvoll oder überhaupt durchgeführt werden können.
DIGITAL FUTUREmag: Können sich die Unternehmen denn mit Hilfe von Virtual Reality Meetings besser zum Wettbewerb abgrenzen?
Burkhard Panier: Unternehmen wollen die besten Köpfe gewinnen und dafür brauchen sie die besten digitalen Methoden und Tools. Der erste Kontakt kommt mit der digitalen Stellenausschreibung im Netz, der anschließenden Bewerbung, der Eingangsbestätigung und der ersten Terminvereinbarung. Bis hierhin sind viele Unternehmen bereits optimal aufgestellt. Aber wie läuft das erste Meeting, das Bewerbungsgespräch in Distanz ab? Die meisten Unternehmen verwenden Teams, Zoom, GoToMeeting, Skype oder andere Tools, die jeweils intern etabliert sind. Aus der Sicht des Bewerbers ist die „Differenzierung gleich Null“. Um eventuelle Spitzenkandidaten schon jetzt für das Unternehmen zu begeistern, ist eine positive Differenzierung zu anderen Firmen sinnvoll. Warum also nicht für die „beste Firma“ auch „die besten digitalen Tools“ für die „besten Mitarbeiter“ verwenden?
DIGITAL FUTUREmag: Wie kann ich mir das Onboarding für MitarbeiterInnen im Home Office vorstellen?
Burkhard Panier: Wenn der Bewerber eine VR-Brille besitzt, hervorragend - und wir treffen uns gleich in Virtual Reality. Wenn nicht, dann betritt der Bewerber den virtuellen Raum über den PC am Bildschirm oder das Handy und bewegt sich im virtuellen Raum über die Cursortasten bzw. den Handybildschirm.
Der Vorgesetzte oder HR-Mitarbeiter kann über oder mit der VR-Brille seinen Avatar im Raum durch seine „echten Bewegungen seines Körpers“ steuern, also ohne am PC die Maus zu benutzen. Damit sieht der Bewerber die Bewegungen, die Gestik und die Blickrichtung des „Menschen bzw. seines Avatars“.
So kann man sich „gemeinsam“ die an den Wänden hängenden firmenspezifischen Tafeln ansehen, Produkte erklären bzw. die Firma vorstellen. Das kann schon sehr beeindruckend sein und ist zwischenmenschlich wesentlich intensiver. Sie könnten natürlich, wenn sie den absoluten Spitzenkandidaten vermuten, auch eine fertig konfigurierte VR-Brille per Post versenden. Dann treffen sich 2 Avatare im VR-Raum. Hier erreichen Unternehmen eine klare und starke Differenzierung.
DIGITAL FUTUREmag: Das klingt gut. Wie kann ich mir die Einarbeitung von Mitarbeitern, die das Unternehmen noch nie gesehen haben über Virtual Reality (VR) oder Mixed Reality (MR) Vorstellen?
Burkhard Panier: Ja, jetzt kommt der zweite, wichtige Teil des Onboardings: Die Einarbeitung, bei der viele frisch eingestellte Mitarbeiter oft einen Kulturschock erleben (lacht). Wenn man hier „zwischendurch“ bedient wird oder immer wieder warten muss, dann hätte der Bewerber vielleicht lieber bei einer anderen Firma unterschrieben. Es ist also zwingend notwendig, einen klaren Einarbeitungsplan zu erstellen und auch die sozialen Herausforderungen im Home Office nicht zu vergessen. Führungskräfte müssen dem Newcomer einen Plan anbieten, der die Führungskraft, seine zukünftigen Kollegen und Kolleginnen und das selbstständige Erarbeiten fachlicher Inhalte und Prozesse verbindet. Tägliche kurze Meetings im virtuellen Raum mit unterschiedlichen Kollegen, in denen die Mitarbeiter einzelne Prozesse von Avatar zu Avatar erklären und bestehende PowerPoint-Schulungsunterlagen oder Videos im virtuellen Raum wiederverwenden. Das macht Spaß und bietet die gewünschte Bindung zum Unternehmen. Man „fühlt“ diese innovative und emotionale Einarbeitung als „Herzlich Willkommen, sei ein Teil in unserem Unternehmen“.
DIGITAL FUTUREmag: Wo kommt hier nun die Virtual Reality (VR) konkret zum Einsatz?
Burkhard Panier: Der Newcomer kann verschiedene, gespeicherte VR-Webinare alleine besuchen, lernt eigenständig Prozesse kennen und die Führungskraft führt immer wieder Feedbackgespräche. Durch die Addition „Gemeinsames Lernen mit Kollegen“, „Selbststudium“ und „Feedbackgespräche“ wird die Einarbeitung nicht zur Zusatzbelastung für einen Einzelnen, sondern kann durch einfache individuelle Abstimmung zwischen Mitarbeitern in den bestehenden Arbeitsalltag integriert werden. Mit dem Einsatz von VR-Webinaren kann zum Beispiel gemeinsam gelernt werden oder es können auch Prozesse gemeinsam besprochen werden. Wenn ich sage gemeinsam, meine ich damit, sich in Virtual Reality gegenüberstehen. Man sieht die Gesten des Avatars und vor welchem Bildschirm der Kollege steht und wohin er blickt. Beide Kollegen können auf virtueller und emotionaler Ebene beginnen, miteinander zu arbeiten. Das ist ein Mehrwert, den keine PC Meeting-Software bieten kann.
DIGITAL FUTUREmag: Wenn im Unternehmen eine gute Software zum Einsatz kommt, dann sollte diese natürlich mehrfach Verwendung finden. Wo ist der Unterschied zwischen einem Meeting, in dem Prozesse erklärt werden oder einem Design Review Ihrer Produkte?
Burkhard Panier: Lediglich die Verwendung virtueller Prototypen aus Ihrem CAD-System und dass plötzlich Projektverantwortliche ohne Hilfe der Konstrukteure CAD-Daten laden und beurteilen können. Auch das kann keine normale PC Meeting-Software. Virtual Reality eröffnet hier wirklich viele digitale Prozessschritte.
DIGITAL FUTUREmag: Zuletzt noch eine Frage zur Nachhaltigkeit. Ist eine Implementierung von VR-Webinaren auch länger im Unternehmen nutzbar?
Burkhard Panier: Es ist davon auszugehen, dass auch in Zukunft Menschen lieber mit Menschen interagieren als mit Robotern. Die sozialen Aspekte zwischen Individuum zu Individuum bleiben dabei unverzichtbar. Mit einem Blick in die Glaskugel wäre als nächster innovativer Schritt denkbar, dass ein Mitarbeiter mit dem Handy einen QR Code an einer Maschine oder irgendwo im Unternehmen scannt, ein Experte als Avatar neben dem QR Code sichtbar wird und dann live Anweisungen zur Reparatur oder Bedienung geben kann. Diese Verbindung von Virtual Reality beim Experten hin zur Augmented Reality beim Kunden entwickeln wir gerade, als das „TiF“ der Zukunft (lacht). TiF ist hier nicht als Bilderformat zu verstehen, sondern das zukünftige „Training in Field“ Szenario. Damit kommen wir in 2021 auf den nächsten DIGITAL FUTUREcongress falls Sie uns dazu einladen (lacht).
DIGITAL FUTUREmag: Vielen Dank für dieses spannende Interview. Ich bin sicher, dass der ein oder andere nach diesem Interview Lust bekommt, sich mit dem Thema Onboarding mit Virtual Reality zu beschäftigen.