Digitale Tafel und Lernsoftware - neue Möglichkeiten für den interaktiven Unterricht

Digitale Tafel und Lernsoftware - neue Möglichkeiten für den interaktiven Unterricht

Im Interview mit Hartmut Becker, Head of Central Europe von der Promethean GmbH

Promethean ist ein weltweit führender Anbieter interaktiver Lehr- und Lerntechnologie mit Hauptsitz in Seattle USA, entwickelt und vertreibt seit über 20 Jahren digitale Tafeln und Unterrichtssoftware für interaktives Unterrichten. Die Ausstattung für den #DigitalPakt Schule der Bundesregierung, eine Förderung von über 5 Mrd. Euro an Schulen, fördert in den nächsten Jahren die Beschaffung digitaler Tafeln für ein interaktives Unterrichten. Promethean entwickelt exklusive interaktive Technologie für den Ed-Tech Markt. Grund genug für uns heute mit Hartmut Becker dem ‎Head of Central Europe von der Promethean GmbH in Essen zu sprechen.

Entscheider kompakt: Der DigitalPakt Schule soll für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen. Um die Mittel bereitstellen zu können wurde ja sogar das Grundgesetz geändert. Werden mit diesen Steuermitteln lediglich für die Generation Handy neue Spielzeuge angeschafft oder verhelfen diese technischen Geräte auch zu verbesserten Lernerfolgen?

Hartmut Becker: Der Erwerb digitaler Kompetenzen ist von entscheidender Bedeutung für jede Volkswirtschaft und Gesellschaft – das gilt bereits heute und ist unverzichtbar für die Zukunft. Die Arbeitswelt verändert sich durch die Digitalisierung rasant und SchülerInnen müssen mit digitalen Medien selbstbestimmt, reflektierend und verantwortungsvoll umgehen können. Dabei muss gleichzeitig die Chancengleichheit zur Teilhabe an der Digitalisierung gesichert werden. Der Lernraum Schule muss sich im 21. Jahrhundert dieser Aufgabe stellen. Der Umgang mit digitalen Medien setzt den Einsatz und die Anwendung dieser voraus und folgert in der längst überfälligen digitalen Ausstattung von Schulen. Hier kommt der #DigitalPakt Schule ins Spiel, der dies flächendeckend ermöglicht. Es geht also weder um Spielzeuge noch um verbesserte Lernerfolge, sondern es geht darum, unsere Kinder in einer digitalen Welt anzuleiten und zu begleiten.

Entscheider kompakt: Welche Geräte und Software bieten Sie an und wie können diese eingebunden werden in moderne pädagogische Konzepte?

Hartmut Becker: Die Promethean hat sich auf die Entwicklung von EdTech (Education Technology) spezialisiert. Unsere Produktkompetenz liegt zum einen in der Visualisierung, also dem Ersatz der Kreidetafel in Form einer digitalen Tafel und zum anderen in der Bereitstellung von Unterrichtssoftwares und Anwendungen, die mit Lehrenden für einen pädagogischen Einsatz entwickelt wurden.
Das ActivPanel, ein Multitouch-Flachbildschirm, ist nicht nur ein Ersatz für die analoge Tafel, sondern funktioniert als Technologie-Hub im Klassenzimmer, um beispielsweise weitere Medien ins Unterrichtsgeschehen einzubinden. ActivInspire, unsere mehrfach preisgekrönte Tafelbildsoftware verfügt genau über die Funktionen, damit Lehrende kreative, interaktive Tafelbilder erstellen können. Dabei bieten wir schulgerechte Lizenzlösungen ohne Folgekosten an und erweitern mit kostenfreien Upgrades permanent die Funktionalität der Anwendungen. Apps, wie eine Whiteboard App, entwickeln wir selbst und stellen diese als on- und offline Anwendungen zur Verfügung. So vielfältig wie medienpädagogische Konzepte existieren, so flexibel kann das ActivPanel im Unterricht genutzt werden.

Entscheider kompakt: Wenn digitale Tafeln und Lernsoftwares zum Einsatz kommen wäre vorstellbar, dass die digitale Kompetenz der Schüler besser ist als die des Lehrkörpers. Ist die Fortbildung der Lehrer Ländersache oder bietet Ihr Unternehmen auch Services für die Schulung der Lehrer?

Hartmut Becker: Dass die Beschaffung von IT-Ausstattung an Schulen in ein umfassendes Aus- und Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte eingebettet sein sollte, liegt auf der Hand und wird bei der Beschaffung berücksichtigt. Zuständig sind zunächst die Länder. Promethean bietet seit mehreren Jahren ein kostenfreies Multiplikatoren-Programm an, um Verantwortliche in der Lehreraus- und Fortbildung im Umgang mit unseren Lösungen zu unterweisen. Neben Schulungsmaterial beinhaltet das Programm kostenfreie Softwarelizenzen für die Teilnehmer. Das Programm kann von Universitäten zur Ausbildung von Lehramtsstudenten benutzt werden. Darüber hinaus veranstalten wir regelmässig sogenannte Lehrersprechstunden, wo Anwender ihr Wissen vertiefen können. Online Tutorials stehen 24/7 zur Verfügung und ein deutschsprachiger Support bietet Unterstützung. Individuelle Vor-Ort-Schulungen werden auf Wunsch realisiert, dafür steht ebenfalls unser gut ausgebildetes Netz an Fachhandelspartnern zur Verfügung.

Entscheider kompakt: Mit der Anschaffung der Geräte ist es ja nicht getan, es soll auch sichergestellt sein, dass sie möglichst störungsfrei funktionieren. Wer ist zuständig für die Wartung und für die Bereitstellung der technischen Voraussetzungen?

Hartmut Becker: Für die technischen Voraussetzungen ist zunächst der Schulträger oder aber die Schule selbst verantwortlich. Gerne stehen wir oder auch unsere Fachhandelspartner beratend zur Seite. Was die Installation und Inbetriebnahme betrifft, so sind unsere autorisierten Fachhandelspartner entsprechend geschult. Für den seltenen Fall einer technischen Störung, bieten wir innerhalb Deutschlands einen Vor-Ort-Service an, je nach Gerätetyp bis zu 7 Jahren. Somit stehen Ihnen nicht nur unsere lokalen Fachhandelspartner mit kurzen Wegen, sondern wir als Hersteller zusätzlich zur Verfügung.

Entscheider kompakt: Der private Medienkonsum von Jugendlichen steht derzeit in der Kritik im Bezug auf die gesundheitlichen Gefahren. Ihre interaktiven Multitouch-Displays lassen die Kreidetafeln vergangener Schülergenerationen deutlich alt aussehen. Brilliante Bildqualitäten und beeindruckender Sound können aber auch zu einer sinnlichen Überreizung führen. Wie könnte dem entgegengewirkt werden?

Hartmut Becker: Mehrere zehntausend ActivPanel werden weltweit in Klassenzimmern und Bildungseinrichtungen genutzt. Eine gesundheitliche Gefährdung geht von den Geräten nicht aus und auch Vorfälle, die auf Überreizung zurückzuführen sind, sind uns nicht bekannt.
Nur weil digitale Tafeln ein audiovisuelles, multimediales Erlebnis bieten können, wird nicht jede Unterrichtsstunde zu einem reizüberfluteten Feuerwerk.
Unsere Auswertungen zeigen, dass die häufigste Nutzung ein konstruiertes Tafelbild und ein klassischer Tafelanschrieb sind, also keine Bewegtbilder. Obwohl eine Tafel ein häufig genutztes Werkzeug im Unterricht ist, ist sie nicht in Dauerbenutzung. Unterrichtsstunden finden auch in Projektarbeit, Einzelarbeit oder auch Gruppenarbeit „ohne“ Tafel statt, das ist jetzt so und wird auch zukünftig so sein. Basierend auf unseren Erkenntnissen ist es nicht nötig, einen besonderen Verhaltenskodex für den Umfang mit einem Multitouch-Display, also der digitalen Tafel, vorzugeben.

Entscheider kompakt: Die neuen Lernmittel sollen unter anderem heranführen an das Arbeiten im Büro der Zukunft. Networking ist hier ein Stichwort. Interaktive Präsentationen und interaktive Meetings sind ein Teil der Möglichkeiten die Ihre Produkte bieten. Welche Möglichkeiten sehen Sie außerdem um das Teamwork zu fördern?

Hartmut Becker: In der Tat sehen wir es als einen entscheidenden Beitrag der Schule an, die Kinder und Jugendlichen auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten und alle dafür notwendigen Kompetenzen zu vermitteln. Hier bieten unsere interaktiven Lehr- und Lernmittel multiple Lösungen. Ob nun durch die Integration bekannter Präsentationssoftwares oder auch Officeprogrammen, die, in Kombination mit unseren Annotationsfunktionen sowie der Bedienung des PC’s aus der Ferne mittels Spiegelung und Touch back, ganz neue Möglichkeiten zur Unterrichtsgestaltung aufzeigen. Mit eigenen Softwarelösungen, wie ClassFlow, bieten wir einen hohen Mehrwert beim Einsatz mobiler Endgeräte im Unterricht und unterstützen gleichzeitig Team- oder Gruppenarbeiten.

Entscheider kompakt: Sollten Ihrer Meinung nach schon Grundschüler an die neue Technik herangeführt werden oder sollte man erst in höheren Jahrgangsstufen damit starten?

Hartmut Becker: Schulformübergreifend gehört Medienpädagogik und -Erziehung zum Curricula der Länder, das bezieht die Grundschulen mit ein und eine digitale Medienerziehung lässt sich schwerlich analog überzeugend umsetzen. Eine digitale Tafel dient beispielsweise als interaktive Anzeigetafel und es gibt erstklassige, interaktive Tafelbilder, wie die Boardstories von Onilo oder Apps wie die ANTON App, nur um einige Beispiele für Grundschulen zu nennen, die Kindern extrem viel Spaß bereiten und zum Lernen motivieren. Man darf nicht vergessen, dass heutzutage Kinder quasi von der Wiege an mit Medien aufwachsen und eine vollständig andere "Medienbiographie" aufzeigen, als noch vor 10 oder 20 Jahren. Es ist wichtig, frühzeitig mit einer geleiteten, altersgerechten Medienerziehung zu starten, um insbesondere auch auf die Gefahren hinzuweisen – das gehört zum Bildungsauftrag, den Schulen inne haben.

Entscheider kompakt: Sind die Geräte für alle Schulen oder Schulformen gleichermaßen geeignet oder gibt es besondere Einsatzempfehlungen? Welchen Beitrag können die Geräte zum Beispiel an Förderschulen leisten?

Hartmut Becker: Unsere ActivPanel lassen sich schulform- und fachübergreifend gleichermaßen geeignet einsetzen. Als zentrale, digitale Schnittstelle dienen sie nicht nur als Anzeigemedium, sondern ermöglichen die Vernetzung weiterer digitaler Werkzeuge. Für den Einsatz in der Grundschule haben wir unsere Tafelbildsoftware AcvtivInspire so konzipiert, dass sie auf eine kindgerechte Oberfläche umgeschaltet werden kann und passende Inhalte bereitstellt, wie spezielle Liniaturen, Schwungübungen oder Inhalte für den Sachkundeunterricht. SchülerInnen mit besonderem Förderbedarf profitieren durch unsere interaktiven Tafellösungen, dies wurde uns mehrfach bestätigt. So können unsere Tafeln eine optimierte Teilnahme am Unterricht anbieten. Wenn beispielsweise der Tafelhintergrund in unserer Software bewusst in blau geändert und mit einem gelben Stift auf der Tafel geschrieben wird, hilft diese Farbgebung beispielsweise sehbehinderten Schülern, die diese Farbkombination häufig besser wahrnehmen können.

Entscheider kompakt: Entscheidet jede Schule selbst wo und wie sie digitalisieren möchte und wer ist zuständig für die Beantragung der Fördermittel?

Hartmut Becker: Die Beschaffung nach den Richtlinien des #DigitalPakts Schule sind abhängig von den Richtlinien der einzelnen Bundesländer. Jedes Bundesland hat bereits oder wird diese in Kürze publizieren. Eins eint jedoch alle Anträge bundesländerübergreifend: vor dem Antrag der Fördermittel steht die Ausarbeitung eines Medienkonzeptes für jede Schule als Aufgabe an, die den pädagogisch zielführenden Einsatz der Technologie in der Schule aufzeigt. Promethean berät Lehrer, Schulleitungen und Sachaufwandsträger gerne bei dieser Aufgabe und bei der Beratung hinsichtlich der technischen Ausstattung, schließlich verfügen wir wie kaum ein anderer über jahrzehntelange Erfahrung in Sachen digitaler Schule. Mehr Informationen zu Promethean: www.PrometheanWorld.com/de

Entscheider kompakt: Wir bedanken uns für das ausgesprochen angenehme Gespräch und die vielen Informationen rund um das digitale Klassenzimmer.

Hinweis der Redaktion: Die Firma Promethean ist auf dem Digital FUTUREcongress am 5. November in der Messe Essen vertreten. Parallel dazu findet auch erstmalig die dikomm statt. Diese Veranstaltung richtet sich an Bürgermeister, Dezernenten aber auch an Schulleiter in Nordrhein-Westfalen. Weitere Informationen finden interessierte Leser hier: https://dikomm.de/de/ oder hier: https://essen.digital-futurecongress.de/de/