Mitarbeiterbindung und Employee Experience, kann die KI auch hier helfen?

Mitarbeiterbindung und Employee Experience, kann die KI auch hier helfen?

Im Interview mit Dr. Alexander Hildenbrand, CEO der s3imo GmbH.

In einer Zeit, in der die Bindung und das Engagement der Mitarbeiter zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen werden, ist es von wesentlicher Bedeutung, die Mechanismen zu verstehen, die ein positives Mitarbeitererleben ermöglichen. ConnectiveX, eine eingetragene Marke der s3imo GmbH, ist erfolgreich im Bereich der Mitarbeiterbindung und der Employee Experience aktiv und integriert kontinuierlich neue Erkenntnisse, wie etwa den Einfluss von KI, in seine strukturierte Arbeitsweise.

Dr. Alexander Hildenbrand, renommierter Experte für Employee Experience und Architekt einer ganzheitlichen Arbeitswelt, gibt im Interview mit dem DIGITAL FUTUREmag Einblicke in seine Expertise und seine Ansichten zur Zukunft der Arbeit. Mit einem Hintergrund in Informatik und Wirtschaftsinformatik sowie vielfältigen Erfahrungen in verschiedenen Unternehmensumgebungen, von Startups bis hin zu Konzernen, hat Dr. Hildenbrand ein tiefgreifendes Verständnis für die Herausforderungen moderner Arbeitswelten entwickelt. Seine Weiterbildung in Kommunikation, Führung und Raumgestaltung hat ihn zu einem zertifizierten Trainer und Berater gemacht, der Unternehmen dabei unterstützt, ein zukunftsorientiertes und nachhaltiges Mitarbeitererleben zu schaffen.

Im aktuellen Interview sprechen wir mit Dr. Hildenbrand über die drängenden Fragen, die Unternehmen derzeit beschäftigen. Wie können Mitarbeiterbindung und -engagement wirksam gestärkt werden? Welche Hindernisse stehen einer starken Mitarbeiterbindung im Weg? Wie können Unternehmen eine positive Employee Experience schaffen, die langfristig Bindung und Engagement fördert? Dieses Interview bietet nicht nur wertvolle Einblicke in die Zukunft der Arbeit, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen, die ihre Mitarbeiterbindung verbessern möchten.

DIGITAL FUTUREmag: Dr. Hildenbrand, basierend auf Ihren umfangreichen Erfahrungen in verschiedenen Unternehmensumgebungen, können Sie uns bitte näher erläutern, welche zentralen Herausforderungen Unternehmen bei der Bindung ihrer Mitarbeiter derzeit am stärksten herausfordern?

Dr. Alexander Hildenbrand: Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen in der Mitarbeiterbindung besteht darin, eine authentische und inklusive Unternehmenskultur zu schaffen, die die individuellen Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeiter wirklich widerspiegelt. Die Studie von Gallup aus 2023 zeigt auf, dass lediglich 14% der Mitarbeiter eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber empfinden. Das unterstreicht die Dringlichkeit, effektive Mitarbeiterbindungsstrategien zu entwickeln. Viele Organisationen kämpfen damit, eine Umgebung zu gestalten, in der Mitarbeiter sich wertgeschätzt, gehört und motiviert fühlen, um sich langfristig zu engagieren. Dies umfasst oft eine mangelnde Transparenz und Kommunikation, unzureichende Anerkennung und Wertschätzung der individuellen Beiträge sowie fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierepfade. Hinzu kommt die Notwendigkeit, flexible und anpassungsfähige Arbeitsmodelle zu implementieren. Besonders in einer Zeit, in der hybrides Arbeiten immer mehr zur Norm wird, sollte eine ausgewogene Work-Life-Integration unterstützt werden. Diese Herausforderungen zu überwinden und eine Umgebung zu schaffen, die sowohl die emotionalen als auch die professionellen Bedürfnisse der Mitarbeiter erfüllt, ist entscheidend für die Stärkung der Mitarbeiterbindung in der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt.

DIGITAL FUTUREmag: Sie haben erwähnt, dass eine Ihrer Aufgaben darin besteht, die Hindernisse zu identifizieren, die einer starken Mitarbeiterbindung im Weg stehen. Könnten Sie einige konkrete Beispiele für solche Hindernisse nennen und erläutern, wie Unternehmen diese überwinden können?

Dr. Alexander Hildenbrand: Die Hindernisse für eine starke Mitarbeiterbindung sind für die jeweiligen Unternehmen sehr individuell. Häufig sind es mangelnde Anerkennung, unzureichende Kommunikation, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und eine starre Unternehmenskultur. Diese Faktoren können dazu führen, dass sich Mitarbeiter unterbewertet, missverstanden oder in ihrer beruflichen Entwicklung blockiert fühlen. Mangelnde Anerkennung wirkt sich direkt auf die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter aus. Unternehmen können dieses Hindernis überwinden, indem sie ein System zur Anerkennung und Belohnung von Leistungen einführen, das über finanzielle Anreize hinausgeht und auch nicht-monetäre Formen der Wertschätzung umfasst. Unzureichende Kommunikation führt zu Unsicherheiten und Missverständnissen. Um dieses Hindernis zu beseitigen, sollten Unternehmen auf transparente, offene und regelmäßige Kommunikationswege setzen. Dies beinhaltet nicht nur das Teilen von Unternehmensnachrichten, sondern auch das aktive Zuhören und die Einbindung der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse.

Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten sind ein weiteres großes Hindernis. Mitarbeiter, die keine Perspektive für ihre berufliche Weiterentwicklung sehen, verlieren schnell das Interesse. Unternehmen können durch gezielte Fortbildungsprogramme, Karriereplanung und die Förderung von internen Wechseln und Aufstiegen diesen Herausforderungen begegnen.

Eine starre Unternehmenskultur, die Veränderungen und Innovationen im Weg steht, kann ebenfalls ein Hindernis darstellen. Hier ist es wichtig, eine Kultur der Offenheit und des lebenslangen Lernens zu fördern, in der Fehler als Lerngelegenheiten betrachtet werden und Kreativität sowie Eigeninitiative geschätzt werden. Werden diese Hindernisse gezielt adressiert, können Unternehmen eine starke Mitarbeiterbindung fördern, die nicht nur zur Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter beiträgt, sondern letztlich auch den Unternehmenserfolg positiv beeinflusst.

DIGITAL FUTUREmag: Als Experte für Employee Experience sind Sie sicherlich mit verschiedenen Ansätzen vertraut, um die Mitarbeiterbindung und das Engagement zu stärken. Könnten Sie uns einige wirksame Strategien oder Maßnahmen nennen, die Unternehmen ergreifen können, um eine langfristige Bindung und ein starkes Engagement ihrer Mitarbeiter zu fördern?

Dr. Alexander Hildenbrand: Eine wirksame Strategie zur Förderung der langfristigen Mitarbeiterbindung und des Engagements erfordert die Entwicklung einer Arbeitsumgebung, die von den Mitarbeitern positiv erlebt wird. Dies schließt den schrittweisen Abbau der genannten Hindernisse ein.

Die meisten Unternehmen haben verstanden, dass das Kundenerleben, die Customer Experience, von Marke, Produkten oder Services für den Erfolg des Unternehmens enorm wichtig ist. Das ist jedoch ohne ein exzellentes Mitarbeitererleben, der Employee Experience, kaum zu realisieren. Strategische Maßnahmen, um dieses Mitarbeitererleben zu verbessern und damit auch die Bindung zu stärken, basieren darauf, wie Mitarbeiter die Arbeitsumgebung wahrnehmen. Diese Wahrnehmung sollte von externen Beratern ermittelt werden, um offenes Feedback zu erhalten, das die aktuelle Situation wirklich widerspiegelt.

Eine starke Mitarbeiterbindung und hohes Engagement werden nicht nur durch einzelne Maßnahmen, sondern durch eine ganzheitliche Strategie erreicht. Hierzu gehören zu Themen rund um die Kultur (inklusive der organisatorischen Aspekte) auch der Raum, d.h. die physische Arbeitsumgebung sowie die Technologie.Im Bereich der Unternehmenskultur sind neben Maßnahmen zur Weiterbildung wie z.B. Kommunikation oder Führung auch die Definition und Stärkung der Unternehmenswerte, einer Mission sowie der Ausrichtung der Firma von großer Bedeutung. Diese Elemente bieten Mitarbeitern einen Rahmen, in dem sie sich aktiv einbringen können. Die Gestaltung der Arbeitsumgebung hat einen signifikanten emotionalen Einfluss auf die Motivation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter. Eine gut gestaltete Umgebung kann die Produktivität und das Wohlbefinden fördern. Ein schlecht konzipierter Raum kann jedoch das Gegenteil bewirken. Technologie spielt eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der Mitarbeiter in ihren Aufgaben, vorausgesetzt, sie ist zuverlässig und harmoniert mit den Arbeitsabläufen. Andernfalls kann sie zur Quelle von Verwirrung und Frustration werden. Die Entwicklung effektiver Maßnahmen erfordert daher eine ganzheitliche Betrachtung dieser drei Aspekte.

DIGITAL FUTUREmag: Sie haben Ihre Expertise in den Bereichen Technologie, Raumgestaltung und Kultur erwähnt. Wie können Unternehmen diese drei Aspekte erfolgreich integrieren, um eine positive Employee Experience zu schaffen, die die Mitarbeiterbindung unterstützt?

Dr. Alexander Hildenbrand: Für eine erfolgreiche Integration von Kultur, Raum und Technologie ist ein abteilungsübergreifender, multidisziplinärer Ansatz erforderlich. Während die Personalabteilung die Unternehmenskultur im Fokus hat, gestaltet das Facility Management den physischen Arbeitsplatz und die IT-Abteilung stellt die technologische Infrastruktur bereit. Die Herausforderung liegt darin, diese unterschiedlich ausgerichteten Bereiche zu einem stimmigen Ganzen zu vereinen. Hierzu bietet sich die Koordination durch eine zentrale Rolle an, z.B. einen Employee Experience Lead. Zu häufig werden Projekte ohne Abstimmung zwischen diesen Organisationen durchgeführt, was zu aufwändigen Nacharbeiten oder Motivationsverlust bei den Mitarbeitern führen kann.

Ein wirksamer Ansatz besteht darin, die Erfahrungen und Wahrnehmungen der Mitarbeiter als Ausgangspunkt für die Entwicklung integrierter Konzepte zu nutzen.
Die erfolgreiche Integration erfordert nicht nur eine sorgfältige Planung, sondern auch die Bereitschaft, über traditionelle Abteilungsgrenzen hinaus zu denken und zu handeln. Ein Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Mitarbeiter aktiv in den Integrationsprozess einzubinden. Ihre Rückmeldungen und Vorschläge sind entscheidend für die Schaffung einer Umgebung, die ihre Bedürfnisse erfüllt. Durch einen iterativen Prozess, der auf regelmäßigem Feedback und agilen Anpassungen basiert, lässt sich eine Unternehmensumgebung realisieren, in der Technologie, Raum und Kultur ideal zusammenwirken und so ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem Mitarbeiter sich wohlfühlen und zu Höchstleistungen motiviert sind.

DIGITAL FUTUREmag: ConnectiveX analysiert den Status quo im Unternehmen, um die entscheidenden Hebel zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung zu identifizieren. Könnten Sie uns einige Beispiele für die Art von Daten oder Erkenntnissen nennen, die während einer solchen Analyse gesammelt werden und wie diese zur Entwicklung gezielter Maßnahmen genutzt werden können?

Dr. Alexander Hildenbrand: In der Analysephase konzentriert sich ConnectiveX darauf, ein ganzheitliches Bild der aktuellen Unternehmenssituation zu erstellen, um gezielt Ansatzpunkte für die Verbesserung der Mitarbeiterbindung zu identifizieren. Die Analyse erfolgt systematisch und strukturiert in drei zentralen Kategorien, um die entscheidenden Hebel zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung zu identifizieren: Daten, die bereits HR vorliegen, Umfragen und Interviews

Die Personalabteilung verfügt bereits über quantitative Daten aus dem Personalstamm, die eine messbare Auswertung der aktuellen Situation ermöglichen. Beispielsweise gibt die Fluktuationsrate, also die Höhe der Abwanderung, einen Hinweis auf die Zufriedenheit und Bindung wieder. Die Fehlzeiten im Unternehmen geben Aufschluss über das Wohlbefinden und möglicher Überlastung der Mitarbeiter. Die Rate der Verbesserungsvorschläge zeigt das Engagement der Mitarbeiter, aktiv das Unternehmen weiterzuentwickeln. Ergänzend hierzu werden Umfragen unter den Mitarbeitern durchgeführt. Diese Umfragen sind darauf ausgerichtet, die allgemeine Stimmung im Unternehmen zu erfassen. Sie geben Aufschluss über die Arbeitszufriedenheit, das Engagement der Mitarbeiter sowie deren emotionale Bindung an das Unternehmen. Zudem wird durch die Umfragen auch die Wahrnehmung der Unternehmenskultur und der Führungsqualität evaluiert. Diese Art der Befragung ermöglicht es, erste Anhaltspunkte für potenzielle Maßnahmen zur Verbesserung der Mitarbeiterbindung zu gewinnen.

Interviews und Fokusgruppen mit einer Auswahl von Mitarbeitern sowie den Entscheidungsträgern bieten schließlich tiefergehende qualitative Einblicke. Diese Gespräche bieten die Gelegenheit, persönliche Erfahrungen und Bedürfnisse besser zu verstehen und konkrete Vorschläge für Verbesserungen zu sammeln. Interviews und Fokusgruppen ermöglichen es, die Effektivität bestehender Maßnahmen zu bewerten und neue, maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln, die eine authentische und inklusive Unternehmenskultur fördern. Die Einbeziehung sowohl der Mitarbeiter als auch der Führungskräfte und Entscheider in diesen Prozess stellt sicher, dass die entwickelten Maßnahmen nicht nur auf den Bedürfnissen der Mitarbeiter basieren, sondern auch realistisch und umsetzbar im Rahmen der Unternehmensstrategie sind. Die Kombination aus vorhandenen HR-Daten, Mitarbeiterumfragen und persönlichen Interviews bildet die Grundlage, um ein ganzheitliches Bild der Mitarbeiterbindung und der zugrunde liegenden Herausforderungen zu zeichnen. Auf dieser Basis können nun abgestimmte Maßnahmen entwickelt werden, die darauf abzielen, die Mitarbeiterbindung effektiv zu stärken und das Engagement im Unternehmen nachhaltig zu erhöhen.

DIGITAL FUTUREmag: Angesichts des raschen Fortschritts von KI-Technologien wird deutlich, dass diese eine zunehmend wichtige Rolle in der Arbeitswelt spielen, sei es bei der Automatisierung von Routinetätigkeiten, der Unterstützung bei der Formulierung von Texten oder der Analyse von Arbeitsprozessen zur Steigerung der Produktivität. Wie können Unternehmen KI effektiv einsetzen, um die Employee Experience zu verbessern und gleichzeitig sicherzustellen, dass sie die individuellen Bedürfnisse und Potenziale ihrer Mitarbeiter berücksichtigen, insbesondere in Bezug auf die Überwindung von Sprachbarrieren und die Förderung einer inklusiven Arbeitsumgebung?

Dr. Alexander Hildenbrand: Wenn wir über KI in der Arbeitswelt sprechen, öffnet sich ein riesiges Feld vor uns. Wir sind erst am Anfang, um das volle Potenzial zu begreifen. Bei all den Diskussionen dreht sich viel darum, wo der Einsatz von KI sinnvoll ist und wo wir vielleicht besser vorsichtig sein sollten. Nehmen wir das Beispiel mit den Gesundheitsdaten – super, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu unterstützen, aber ein No-Go für die Leistungsbeurteilung.

Vor ein paar Jahren erzählte mir ein Unternehmer, er verspreche jedem Bewerber einen persönlichen Assistenten – und meinte damals Google. Heute? KI kann dieser persönliche Assistent sein, der wirklich im Kontext des Mitarbeiters agiert, Unterstützung bietet, wo sie gebraucht wird. Ob als Gesprächspartner für kreative Prozesse, als digitaler Coach oder um die Lerngeschwindigkeit anzupassen – die Möglichkeiten sind endlos. Die Herausforderungen, denen wir in der Arbeitswelt gegenüberstehen, wie etwa die Anerkennung von Leistungen, Kommunikationsschwierigkeiten oder eine unflexible Unternehmenskultur, KI kann uns helfen, diese zu überwinden. Sie hat das Potenzial, unsere Arbeit, die Zusammenarbeit und sogar die Gestaltung von Prozessen positiv zu beeinflussen. Der Schlüssel zum erfolgreichen Einsatz von KI liegt darin, einen ethischen und menschenzentrierten Ansatz zu wählen. Es geht um die Auswahl von Tools, die den Datenschutz ernst nehmen, und um eine kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter. Wichtig ist auch, offen für Feedback zu sein und die Einführung von KI transparent zu gestalten, um Ängste und Widerstände zu minimieren.

Durch einen bewussten Einsatz kann KI die Arbeitswelt revolutionieren – sie macht Unternehmen effizienter und schafft eine Arbeitsumgebung, die dynamischer, inklusiver und engagierter ist. Stellt euch vor, zukünftig könnte die vom Unternehmen bereitgestellte KI ein entscheidender Faktor für Mitarbeiter sein, sich für oder gegen ein Unternehmen zu entscheiden. Das ist doch mal eine spannende Perspektive, oder?

DIGITAL FUTUREmag: Haben Sie ganz recht herzlichen Dank für diese ausführlichen Erklärungen und das sehr angenehme Gespräch.

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