Kummerkasten 4.0 - Whistleblowing als Chance begreifen

Kummerkasten 4.0 - Whistleblowing als Chance begreifen

Im Interview mit Alexander Jaber, CEO der Compliant Business Solutions GmbH

Whistleblowing-Trends sind vielfältig. Die Anzahl digitaler Plattformen und Anwendungen, welche es Personen ermöglichen, anonym für die Öffentlichkeit wichtige Informationen aus einem geheimen oder geschützten Zusammenhang zu melden, wächst stetig. Aktuell verwenden auch Unternehmen Whistleblowing-Systeme häufiger. Denn Firmen erkennen deren Vorteile und implementieren diese, um mögliche Fälle von Fehlverhalten ihrer MitarbeiterInnen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Für die Gesellschaft wird Whistleblowing immer bedeutender, da es dazu beiträgt, Missstände aufzudecken und die Allgemeinheit darüber zu informieren.

Mit Alexander Jaber sprechen wir darüber, wie Whistleblowing innerbetrieblich als moderner Kummerkasten für MitarbeiterInnen, aber auch als präventives Werkzeug für Geschäftsleitende verstanden werden kann, um wertvolles Business Know-how gezielt zu schützen. Der Frankfurter IT-Anbieter mit langjähriger Expertise in Informationssicherheitsmanagement, Datenschutz, Zertifizierungen, Arbeitssicherheit und insbesondere im Bereich Compliance hat den Anspruch, seinen KundInnen dazu effektive Tools und Lösungen möglichst aus einer Hand zu liefern.

DIGITAL FUTUREmag: Herr Jaber, Gesetze und Vorschriften in puncto Compliance ändern sich kontinuierlich. Unternehmen müssen diese in der Regel zeitnah und mit großem Aufwand umsetzen. Wie schätzen Sie deren Belastung bei diesem Punkt ein?

Alexander Jaber: Eine höhere Arbeitsbelastung für Unternehmen gibt es hier schon. Wie hoch diese ausfällt, hängt stark vom Unternehmen und deren Themen ab. Glücklicherweise können sich Unternehmen fast gänzlich durch die Zuhilfenahme von Dienstleistern wie uns davon freimachen. Outsourcen statt selber machen kann hier neben Zeit auch Geld und potentielle Fehler einsparen. Das ist für die Unternehmen natürlich erstmal von Vorteil.

DIGITAL FUTUREmag: Schauen wir dabei auch einmal auf die Kosten. Können Sie abschätzen, wie viel Prozent vom Umsatz für die notwendigen Maßnahmen bei den Firmen veranschlagt werden müssen?

Alexander Jaber: Abhängig von den Unternehmensgrößen werden laut einer erst kürzlich durchgeführten Erhebung ungefähr 5% vom Jahresumsatz bei KMU und 2% vom Jahresumsatz bei Großunternehmen ausgegeben. Aber gut beraten und schlau umgesetzt halten sich die Kosten für Unternehmen doch sehr überschaubar in Grenzen. Klar gibt es zu Beginn bei der Etablierung erstmal einen Mehraufwand, aber später im laufenden Betrieb fällt das nicht großartig ins Gewicht. Zumindest nicht mit unserem Beratungsprodukt zu diesem Thema.

DIGITAL FUTUREmag: Bei der Einführung von Compliance-Maßnahmen sind nicht nur entsprechende Richtlinien zu beachten, sondern dazu auch die MitarbeiterInnen inhaltlich mitzunehmen. Welche Erfahrungen haben Sie hier gesammelt?

Alexander Jaber: Durch die Etablierung einfacher, transparenter und vor allem pragmatischer Prozesse, lassen sich Mitarbeitende sehr gut von Anfang an und auch mit Ambition fürs Thema abholen und aufgleisen. Und wenn die Schulung für die MitarbeiterInnen mit Herzblut durchgeführt wird, ist auch deren Wille entflammt. Wer Mitarbeitende mitnehmen will, holt sie am besten mit ins Boot und hilft ihnen, sich mit der Thematik zu identifizieren.

DIGITAL FUTUREmag: Welche Verträge müssen mit den Unternehmen vorab unterzeichnet werden, damit Sie als Dienstleister sämtliche Zugriffe auf die Strukturen, Daten und damit auch verbundene Server, etc. haben?

Alexander Jaber: Je nach Tiefe eines Unternehmenszugriffs gibt es hier leicht unterschiedliche Herangehensweisen. Eine Geheimhaltungsvereinbarung ist eigentlich immer eine gute Grundlage für alles Weitere. Ggf. können dann, basierend auf weiteren gesetzlichen, aber auch eigenen Anforderungen, zusätzliche Inhalte nötig werden. Angefangen bei einer Auftragsverarbeitungsvereinbarung über Themen, die Lieferkette betreffend, etc.

DIGITAL FUTUREmag: Lassen Sie uns jetzt über das Thema Whistleblowing sprechen. Wie hat sich dieses Thema hinsichtlich der Wahrnehmung und Verwendungsbereitschaft in Gesprächen mit Ihren KundInnen innerhalb der letzten 2 Jahre entwickelt?

Alexander Jaber: Gehen wir da doch gern noch ein wenig weiter zurück, als nur 2 Jahre. Whistleblowing hat sich genau betrachtet für die Whistleblower immer eher negativ ausgewirkt. Betrachten wir nur mal zwei bekannte Beispiele, wie Julian Assange oder Edward Snowden. Beide sind sehr öffentlichkeitswirksam ins Rampenlicht getreten und seitdem mehr oder minder auf der Flucht. Keine schöne Aussicht für Whistleblower. Für das verfolgte Ziel, das durch das Hinweisgeberschutzgesetz verfolgt wird, aber ausschlaggebender Grund. Das Gesetz ist bereits verabschiedet und wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2023 in Kraft treten. Der Entwurf zum Hinweisgeberschutzgesetz sieht vor, dass Unternehmen und Organisationen mit 50 oder mehr Beschäftigten verpflichtet sind, eine interne Meldestelle einzurichten. Geschützt werden sollen Whistleblower, die für die Öffentlichkeit wichtige Informationen aus einem geheimen oder geschützten Zusammenhang veröffentlichen.

DIGITAL FUTUREmag: Welche konkreten Vorteile können Sie EntscheiderInnen nennen, die sich aktiv mit dem Thema Whistleblowing beschäftigen wollen und hier Strukturen schaffen möchten?

Alexander Jaber: Stellen wir uns mal vor, was passiert, wenn das eigene Unternehmen unrecht handelt. Egal, ob bewusst oder unbewusst und ein Mitarbeiter hängt das medienwirksam an die große Glocke. Der Unternehmensruf ist über Jahre hinweg verbrannt. Das Unternehmen kann dann in der Regel dicht machen. Das kann ich mit einer Plattform, die ich meinen Mitarbeitenden anbiete, in der Regel beheben. Vorausgesetzt ich reagiere auf Meldungen.

DIGITAL FUTUREmag: Welche weiteren Benefits bietet der Faktor Compliance Unternehmen noch?

Alexander Jaber: Bauen wir unser Beispiel von eben ein bisschen weiter aus. Stellen wir uns vor, die Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, Missstände (und das müssen nicht unbedingt gesetzeswidrige sein) bekannt zu machen, ohne Repressalien zu fürchten. Schlagartig erhalte ich Informationen zum eigenen Unternehmen, die sonst nie bekannt werden, aber horrende Summen Geld und auch MitarbeiterInnen kosten. All das kann ich direkt beheben und damit Mitarbeitende besser im Unternehmen halten, schlecht laufende Prozeduren erkennen und Fehlverhalten aufdecken.

DIGITAL FUTUREmag: Für größere Player oder Konzerne gibt es auf Grund des Gesetzes hier weder einen Ausweg noch eine Alternative. Warum lohnt sich aber Whistleblowing vor allem auch für kleine und mittelständische Unternehmen?

Alexander Jaber: Nun, es gibt eigentlich kaum ausgesparte Unternehmen. Das Hinweisgeberschutzgesetz gilt zwar für alle Unternehmen ab 50 Mitarbeitende. Aber auch Unternehmen, die bereits um die 25 MitarbeiterInnen beschäftigen, haben oftmals blinde Flecken, die teilweise nicht frei angesprochen werden. Hier lohnt es sich, eine unbeteiligte dritte Partei im Boot zu haben, die Themen einfach erstmal anonym adressieren kann und hilft, gute und kosteneffiziente Lösungen zu finden.

DIGITAL FUTUREmag: Vielen Dank für diesen tollen Einblick in Ihre Arbeit.


dfmag12 kontakt compliant business


 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.