Im Interview mit Michael Pütter, Geschäftsführer der Puetter Online Communications
Gerade mittelständische Unternehmen profitieren in der Regel am meisten von Förderprogrammen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Dass man die 50 % Zuschüsse auch für digitale Markterschließung oder die Beratung im Bereich Online Marketingstrategie bis hin zu Social Media Tools verwenden kann, wissen leider die wenigsten. Mithilfe des Programms soll es den Unternehmen ermöglicht werden, die Hürden für den Einstieg in noch überwiegend unbekannte digitale Welten zu ermöglichen und Online-Chancen zu ergreifen. Im Interview mit Michael Pütter, Geschäftsführer der Puetter Online Communications sprechen wir heute insbesondere über die spannenden Möglichkeiten, für mittelständische Unternehmen Fördergelder zu erhalten, den Aufwand, der dafür notwendig ist und wie die Umsetzung einfach sowie erfolgreich gelingt.
Michael Pütter ist mit seinem knapp 30-köpfigen Team in der Branche einer der bestbewerteten Agenturen bundesweit und bietet rund um das Thema Online Marketing ein vielfältiges Programm. Vom SEO Audit und Betreuung über SEA Workshops, Content-, E-Mail-, Social Media Marketing bis hin zur vollständigen Überarbeitung und Planung von Websites hat das Unternehmen in den letzten Jahren zahlreiche Veröffentlichungen platziert. Grund genug für DIGITAL FUTUREmag mit dem passionierten Langstreckenläufer und Hochschuldozent für digitale Psychologie und E-Commerce in Köln und Düsseldorf das Gespräch zu suchen und den Weg für Mittelständler in Sachen Förderung zu durchleuchten.
DIGITAL FUTUREmag: Wenn EntscheiderInnen sich dem Thema Förderung nähern, schlagen ihnen oft Pakete von Formularen entgegen, die ausgefüllt, beantwortet und eingereicht werden wollen. Oft hört man dabei, dass kleine Fehler im Formular bereits zum Ausscheiden führen und damit die Förderung entfällt. Daher die Frage nach dem Aufwand zuallererst. Was müssen Unternehmen selbst einbringen, um einen erfolgreichen Förderantrag zu stellen?
Michael Pütter: Das ist eine sehr gute Frage. Die meisten KundInnen scheuen zu Beginn die Formalitäten. Wir handhaben es nach einigen Förderanträgen und Bewilligungen jedoch mittlerweile so, dass wir den KundInnen zuerst einen kompletten Überblick über die Unterlagen geben, so dass sie ihrerseits erste Informationen einholen können, um die grundsätzliche Förderfähigkeit zu überprüfen. Erst im nächsten Schritt erstellen wir die Berateranträge. Den Aufwand für die KundInnen halten wir so gering wie möglich. Ganz ohne geht es dennoch nicht. Die Zeit ist aber meiner Meinung nach sehr gut investiert.
DIGITAL FUTUREmag: Herr Pütter, Fördermittel sind schön und gut. Welche Eigenleistung muss das Unternehmen selbst erbringen, damit am Ende auch die gewünschten Ergebnisse erzielt werden können?
Michael Pütter: Neben dem finanziellen Rahmen, und das sind immerhin bis zu knapp 15.000 EUR, sind es vor allem interne Ressourcen und eine interne Ansprechperson für das Projekt. Je nach Aufwand und Umfang halte ich es zudem für empfehlenswert, alle am Prozess beteiligten MitarbeiterInnen frühzeitig zu involvieren und Kommunikationsrichtlinien zu definieren.
DIGITAL FUTUREmag: Da wir auch über den Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) zahlreiche Kontakte zu GeschäftsführerInnen und EntscheiderInnen haben, eine Frage zur Projektlaufzeit. Wenn es um das Thema digitale Markterschließung geht, wie lange muss man rechnen, bis erste greifbare Ergebnisse sichtbar werden können?
Michael Pütter: Wir versuchen bei bestimmten Projekten zur Markterschließung den sog. Quick Wins in der Bearbeitung eine Priorität zu geben. Erste und sichtbare Erfolge helfen natürlich, das Team zu motivieren und das Commitment zum Projekt zu fördern. Im Rückblick verschiedener Projekte würde ich ansonsten einen Zeitrahmen von ca. 4 - 6 Monaten sehen, um erste erkennbare Verbesserungen nachweisen zu können.
DIGITAL FUTUREmag: In Ihrer Referenzliste findet man viele große Namen wie Toshiba, DAK-Gesundheit, Welthungerhilfe oder die Funke Mediengruppe, um nur einige zu nennen. Warum sollten sich gerade mittelständische Unternehmen, die nicht in dieser Größenordnung aufgestellt sind, dem Thema Förderung und digitale Präsenz im Netz besonders widmen?
Michael Pütter: Die zurückliegenden Monate haben das deutlich gemacht, was viele Studien mit ihren Prognosen bereits modelliert haben. Die Recherche, der Produkt- oder Preisvergleich und letztlich auch die Transaktionen haben sich nunmehr in fast allen Lebensbereichen komplett oder partiell ins Netz verschoben. Dem Thema Sichtbarkeit und Relevanz kommt damit eine noch stärkere Bedeutung zu. Wichtig ist zu unterscheiden, ob es sich jeweils um potentielle NeukundInnen handelt oder die User bereits an anderer Stelle Erfahrungen mit einem Unternehmen oder einem Brand gemacht haben und hierauf die Inhalte abzustimmen. Diese Marketingaufgabe ist meiner Ansicht nach unerlässlich für alle Unternehmen. Die Größe spielt hierbei im Grundsatz eher eine untergeordnete Rolle.
DIGITAL FUTUREmag: Wie kann man sich den Ablauf nach einem erfolgreichen Förderantrag und dessen Bewilligung vorstellen?
Michael Pütter: Nachdem wir und die KundInnen eine Bewilligung, also das GO zum Projektbeginn erhalten haben, starten wir mit den KundInnen ein gemeinsames Projekt Kick Off. Hierbei stellen wir die Arbeitsweise für das Projekt - in unserem Falle agil -, die Kommunikationsstruktur und eine verbindliche Timeline vor. Bestimmte Themen, wie z.B. die Definition der Zielpersonen und die grundsätzliche Zielsetzung des Projektes sind ja bereits im Vorfeld besprochen und werden gegebenenfalls nochmal justiert.
DIGITAL FUTUREmag: Manche Unternehmen möchten vielleicht auch ohne ein entsprechendes Förderprojekt mit Ihnen zusammenarbeiten oder auch selbst erste Schritte tun, um den Marktauftritt zu optimieren. Können Sie uns aus Ihrer Erfahrung heraus 3 der wichtigsten Schritte nennen, die für eine bessere Sichtbarkeit unabdingbar sind?
Michael Pütter: Es ist wie die Frage nach der Cola-Rezeptur… Eine einheitliche Regel, die man allen Geschäftsmodellen überstülpen kann, gibt es meiner Erfahrung nach nicht. Wenn Sie mich nach 3 Punkten fragen, würde ich dennoch die Folgenden nennen:
- Technische Optimierung einer Seite
- Contentplanung auf der Basis von Relevanz aus der Kundenperspektive
- Fortwährende Evaluierung der Wettbewerbssituation
DIGITAL FUTUREmag: Lassen Sie uns gemeinsam noch einen Blick in die Zukunft werfen. Corona hat das Online Marketing noch einmal mächtig vorangetrieben und verändert. Was sind Ihrer Meinung nach die neuesten Trends, die wir für 2022 erwarten dürfen?
Michael Pütter: Da einerseits das Thema Tracking und damit verbundene Zuordnung von Maßnahmen an einzelne User oder Userprofile immer herausfordernder wird und andererseits die digitalen Marktplätze weiter an Bedeutung zunehmen, gilt es, die Kommunikationsinhalte mehr und mehr der Erwartungshaltung der Zielperson anzupassen. Nur so läßt sich Relevanz erzeugen. Und das ist aus meiner Sicht immer die Grundlage für Sichtbarkeit im Bereich der informativen Suche und ebenso Grundlage für die Generierung von Leads im Bereich der transaktionalen Suche.
DIGITAL FUTUREmag: Ganz herzlichen Dank für dieses spannende Interview.
Michael Pütter: Ich danke Ihnen für die Möglichkeit und Ihre Zeit.